Wer ist meine leibliche Mutter?

Wenn ein Name plötzlich eine ganze Geschichte öffnet.

Wer ist meine leibliche Mutter?

Meine biologische Mutter – mit der ich höchstens zehn intensive Monate verbringen durfte – trägt den Namen Crescentia (Grace).

Zumindest steht dieser Name in den Dokumenten, die ich bei meiner ersten Indienreise eher zufällig erhalten habe. Ob diese Angabe stimmt, weiß ich nicht. Doch allein diese Information hat meinen Suchinstinkt geweckt.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich nie ernsthaft nach meiner leiblichen Mutter gesucht. In meinen offiziellen Adoptionsunterlagen gab es keinerlei Hinweise – kein Anlass also, die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen zu suchen. Rückblickend glaube ich jedoch, dass der Wunsch, meine biologische Familie kennenzulernen, immer still in mir geschlummert hat.

Erst als ich während meines Aufenthalts in einem Kinderheim in Indien gezielt nachfragte, erhielt ich diese Information – zusammen mit dem möglichen Aufenthaltsort meiner Mutter.

Und was löst so ein Moment aus?
Ein Wechselbad der Gefühle. Eine Mischung aus Hoffnung, Aufregung, Unsicherheit und einer Form von Überforderung, die ich bis dahin nicht kannte. Es ist schwer zu beschreiben, wenn ein einziger Satz plötzlich die eigene Lebensgeschichte in Bewegung bringt.

Heute, mit etwas Abstand, weiß ich: Diese Reise zu meinen Wurzeln hat mich verändert. Sie hat mir gezeigt, wie wichtig Herkunft und Identität sind – und wie entscheidend es ist, Kindern eine sichere Zukunft zu ermöglichen, egal wo ihre Reise beginnt.

Genau deshalb setze ich mich als Vorständin des L.U.C.Y. Hilfswerk – Bildung für Kinder e.V. dafür ein, dass Kinder in Indien nicht nur überleben, sondern die Chance auf Bildung, Sicherheit und Perspektiven haben. Denn jede Geschichte – auch die eines Waisenkindes – kann eine neue Richtung nehmen, wenn jemand an sie glaubt.

Love & Namaste
Nadine