1980 kam ich in Hazaribagh, im Bundesstaat Jharkhand, zur Welt. Die ersten 17 Monate verbrachte ich in verschiedenen Kinderheimen, bevor ich 1981 von meinen deutschen Eltern adoptiert wurde. Von da an wuchs ich in einem kleinen Dorf bei Stuttgart auf – zwischen Apfelbäumen, schwäbischem Dialekt und einem Leben, das unterschiedlicher nicht hätte sein können zu dem, was mich in Indien erwartet hätte.
34 Jahre später spürte ich, dass da noch etwas fehlte. 2015 reiste ich zurück – quer durch Indien, mit einem Aufenthalt bei den Missionaries of Charity in Kalkutta. Ich dachte damals, dort geboren zu sein. Doch vor Ort erfuhr ich: Meine Geschichte begann in Hazaribagh.
2018 führte mich mein Weg zu L.U.C.Y. und zu den Holy Cross Sisters. Mit ihnen konnte ich meinen Geburtsort besuchen – ein Moment, der mich tief berührte. Meine leibliche Mutter habe ich nicht gefunden. Aber ich habe eine neue indische Familie bekommen: Menschen, die mich sofort angenommen haben und deren Arbeit für Kinder mich nachhaltig beeindruckt.
Eines meiner größten Privilegien ist, dass ich Bildung erfahren durfte.
Aufgewachsen in einem westlichen Land war es selbstverständlich, zur Schule zu gehen, eine Ausbildung zu absolvieren und mir damit ein stabiles Fundament für ein unabhängiges Leben aufzubauen. Dafür bin ich unendlich dankbar – und ich möchte etwas von diesem Privileg zurückgeben.
Denn leider ist es noch immer so: Bildung ist für viele Kinder auf dieser Welt kein Grundrecht, sondern ein seltenes Gut.
Ich stehe für Bildung – und zwar für alle.
Vor allem für benachteiligte Kinder, insbesondere für Mädchen in Indien.
Seit Juli 2019 bin ich Vorstandsmitglied und Botschafterin des L.U.C.Y. Hilfswerk – Bildung für Kinder e.V.
Mein Ziel: Diese Kinder sollen die Chance bekommen, lesen, schreiben und rechnen zu lernen – genauso wie ich. Auch wenn unsere Lebenswege unterschiedlich sind, wünsche ich mir für sie dasselbe: ein freies, selbstbestimmtes und unabhängiges Leben.
Erinnerungen meiner Reisen seit 2015